Fahrradfamilie trotz Behinderung

Das Positive zuerst:
Unser tolles Tandem war vor vier Jahren die beste Anschaffung in unserem inklusiven Familienleben. Wenn es nicht in Strömen regnet, bringen wir den Hibbelmors damit morgens zur Schule und holen ihn nachmittags damit vom Hort. Wir unternehmen ausgedehnte Wochenend-Ausflüge damit und vermissen es im Urlaub schmerzlich.

Unser motorisch doch sehr eingeschränkter Junge lernt immer besser mitzustrampeln. Wir müssen ihn zwar ordentlich anfeuern, aber er tut es. Das Tandem ist ein E-Bike. Auch eine erwachsene, nicht mittretende Person lässt sich gut chauffieren. Das Tandem ist übrigens verstellbar und wächst mit.

Der Hibbelmors sitzt ganz sicher und gut angeschnallt in seinem Sitz und genießt jede Fahrt wie ein König. Da er vor uns sitzt, können wir gut mit ihm kommunizieren und sogar seine Gebärden erkennen. Wenn er Quatsch macht (Gurte in den Mund ist beliebt), können wir direkt intervenieren. Deshalb kam ein angehängtes Rad für uns auch nicht in Frage. Auch war uns wichtig, dass das Tandem mitwächst und einen Motor hat. Für mittlerweile 35 Kilo bräuchte man sonst schon eine Profi-Sportler*innen-Beinkraft. Der Hibbelmors wird ja auch nicht wieder kleiner!

Das Negative kommt jetzt:
Das E-Tandem ist ziemlich teuer. Obwohl es den Hibbelmors trainiert, ihm Teilhabe an Ausflügen ermöglicht, es ein nachhaltiges Transportmittel ist, war keinerlei Förderung zu bekommen. Nicht von der Pflegekasse (berücksichtigt nur Hilfsmittel, die vom beeinträchtigten Menschen selbst geführt werden KÖNNTEN). Nicht von der EIngliederungshilfe (weil wir uns keine Immobilie leisten konnten, haben wir zu viel Erspartes).

Wir haben echt gut argumentiert, widersprochen und alles. Keine Chance. Auch bei der eigentlich so schön gedachten Lastenrad-Förderung durch das Bremer Umwelt-Ressort fällt so ein Tandem leider durch. Über den Tellerrand guckt jedenfalls niemand. Schon gar nicht in unserem oder des Hibbelmors‘ Sinne.

Deshalb möchte ich hier einfach mal sagen: Hilfsmittel sollen helfen.
Also, liebe Entscheider*innen: Macht die Augen auf, wenn es um Zusagen und Absagen geht. Entscheidet nicht nach Katalog, sondern nach individueller Situation und jeweiligen Bedarfen. Pflegende Eltern haben es schon schwer genug!

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